Sonntag, 2. Mai 2010

Medizin | News: Krankenhausnavigator hilft bei Klinikwahl

Im Rahmen der freien Arztwahl in Deutschland, steht der Patient vor einer weiteren Herausforderung, er muss sich für ein Krankenhaus entscheiden. Da sich jedoch der Otto-Normalpatient üblicherweise nicht Qualitätsberichten von Kliniken befassen kann und möchte, benötigt es möglichst neutrale Einschätzungsorgane. Ein solches Klinikregister soll der Kliniknavigator auf Basis der weißen Liste der AOK sein.

Insbesondere bei elektiven, also geplanten nicht-dringlichen, Eingriffen wie z.B. Knie- oder Hüftoperationen kann ein solches Werkzeug zur Einschätzung der Qualität eines Krankenhauses sehr hilfreich sein.

Umfragen unter Patienten hatten ergeben, dass das Hauptkriterium auf welchem Laien sich eine Meinung zur Qualität eines Krankenhauses gebildet hatten das servierte Essen war.
Dies ist auch völlig legitim - denn ob bei der Azitespunktion die Regeln des aseptischen Arbeitens eingehalten wurden oder ob die Wundbehandlung auf State of the Art-Niveau stattfindet ist für Patienten ohne Vorbildung nicht so einfach einschätzbar wie die Qualität des Essens - diese ist zwar auch subjektiv, aber ob es schmackhaft war oder nicht, reichlich oder zu wenig war kann nahezu jeder beurteilen. Dass sich so jedoch leicht Einschätzungen verbreiten, die der realen medizinischen Qualität nicht entsprechen, ist nachvollziehbar.

Aus diesem Grund muss seit 2005 von jeder Klinik alle 2 Jahre ein Qualitätsbericht vorgelegt werden, hier werden Statistiken zu Fallzahlen und Komplikationen veröffentlicht, Ausstattung, Patienten pro Arzt/Pflegeperson - Verhältnisse und vieles mehr veröffentlicht. Diese Informationen werden von Experten in das Krankenhausregister eingepflegt und können nun vom Patienten in wenigen Klicks abgerufen und verglichen werden.
International ist eine zentrale Erfassung und Aufbereitung solcher Daten kein Novum, in Schweden existiert bereits seit rund 30 Jahren ein Krankenhausregister.

Inwieweit, diese neue Transparenz nun die Krankenhauslandschaft weiter verändern wird, wird sich zeigen. Der Kostendruck hat in den letzten Jahren bereits die Existenz sehr vieler kleiner "heimatnaher" Klinken gekostet. Und, dass kleine Klinken nur die Fallzahlen von großen Häusern erreichen können, wenn sie sich auf Nischen spezialisieren ist bereits jetzt Fakt. Wieviele der kleinen Krankenhäuser aber den Wandel vollziehen können bleibt abzuwarten.
Diese Entwicklung ist für Angehörige, deren Mobilität aus gesundheitlichen oder finanziellen Gründen eingeschränkt ist, problematisch.

Trotzdem würde (und habe) auch ich - als Krankenhausinsider - die Klinik mit der größeren Erfahrung und besseren Ausstattung einer Klinik, welche sich nur durch Nähe zum Wohnort auszeichnet, vorziehen und begrüße die neue Transparenz.

Was meint ihr zum Wandel in der Krankenhauslandschaft? Und was haltet ihr von den Krankenhausregistern?


Quelle: Zeit.de, AOK Gesundheitsnavi
Bildnachweis: "Krankenhauszwieback" by heffer Some rights reserved.

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2 Kommentare:

  1. Notbetten im Gang in den Krankenhäusern, Warteschlange bis auf die Strasse hinaus am Wochenende bei den Notdiensten, so ist derzeit die Situation im Gesundheitswesen. auch andere Bereiche, wie Apotheken und Optiker sind ausgelastet. Viele Arztpraxen und Krankenhäuser nehmen derzeit kaum noch Kassenpatienten auf. Die Praxen und Kliniken gehen dabei sehr nach dem Geld, obschon gerade ja auch die, die viel Geld haben, eventuell auch viel von anderen holen. In heutiger Zeit Eigentum zu haben ist nicht nur Glück, vielleicht sind auch teilweise unsaubere Geschäfte dabei, wie Handel mit Drogen, und Ausbeutung von anderen. Die Kassenärztliche Vereinigung gibt als Grund für überfüllte Praxen und Misständen in Krankenhäusern eine Form von falscher CDU/CSU Politik an, die ihrer Ansicht nach immer mehr krank machen würde. Einige der Ärzteschaft, wie auch das Klinikpersonal sind konkret gegen die CDU/CSU.
    Vieles wird in der Behandlung auch aufgrund unterschiedlicher Krankenversicherungen anders behandelt. So erhält der eine Patient eine gute Behandlung, und andere wiederum gehen leer aus. Speziell auch mit Impfungen und der Behandlung der Zähne wird das unterschiedlich gehandhabt. Vieles im bereich der Behandlung der Zähne wird nicht übernommen.

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  2. Teilweise spricht du bittere Wahrheiten in deinem Kommentar an, auch wenn das dieses Mal nicht unbedingt das Thema war.

    Das Thema gesetzl. Kassen- / Privatversicherung werde ich sicher in naher Zukunft noch einmal genauer unter die Lupe nehmen, da ich unser System was das angeht für grundsätzlich falsch ansehe. Kurz dazu: Das ist ein zweischneidiges Schwert, denn er auf den ersten Blick besser versicherte Privatpatient bekommt a) nicht immer die wirklich besseren Ärzte und b) statistisch werden an Privatpatienten ein Vielfaches im Vgl zu gesetzl Versicherten an unnützer Diagnostik und auch Behandlung (bis zu Eingriffen / OPs) durchgeführt.

    Du hast recht, dass die Union die Reformen beschloss, welche die Liberalisierung unseres Gesundheitssystems beeinhalteten, also welche einen Wettbewerb zwischen Ärzten zulassen sollten und auch die Ärzte dazu zwingen sollte ökomonisch zu denken zB durch Fallpauschalen. Die Grundidee stammt jedoch von der FDP, in der Partei, in der die Mehrzahl der Ärzte organsiert ist. Dass sich nun soviele Ärzte darüber beklagen kann ich zwar verstehen, weil das System nicht funktioniert, wie man es sich vorgestellt hat, aber halte ich ebenso für fragwürdig, da eben gerade diese Idee aus den eigenen Reihen stammt. Aber auch zum Thema Finanzierung des Gesundheitssystem und Fehler darin wird es in den nächsten Wochen eine Artikel geben.

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