Donnerstag, 27. Mai 2010

Critical Mind macht vorerst Pause.

Da ich in den nächsten 3-4 Monaten vermutlich nicht so häufig Zugriff auf das Internet haben werde - im Rahmen meiner Rucksacktour durch Asien - und das Leserfeedback sehr gering war werde ich das Blogprojekt vorläufig auf Eis legen.

Über Reaktionen auch auf meine bisherigen Artikel freue ich mich sehr.

Der Autor.

Donnerstag, 20. Mai 2010

Politik | News: Burka Verbot nun auch bald in Frankreich?

Ein Vollverschleierungsverbot nun auch bald in Frankreich? Laut aktuellen Medienberichten wird die Thematik nun auch in Paris wieder diskutiert.

Die Regierung hat ihre Pläne eines Verbots in öffentlichen Einrichtungen und Verkehrsmitteln sogar noch verschärft und fordert ein allumfassendes Verschleierungsverbot. Dies wird rund 2000 Frauen in Frankreich treffen.

Als vorgesehene Strafen werden 150 € für die Verschleierung fällig und 15 000 € für Personen, welche andere zur Verschleierung zwingen.

Ich frage mich: Wie soll ein solcher Zwang nachgewiesen werden? Oder gar ob eine Person freiwillig verschleiert ist oder nicht? Wieder werden Muslime stigmatisiert aber das Thema scheint in Frankreich gut bei den Wähler anzukommen. Mal sehen welche Unruhen es aber in den "Problemvierteln" auslösen wird....


Ich habe bereits einen Artikel zum Burka-Verbot in Belgien geschrieben: 

Was sagt ihr dazu? Werden wir bald in vielen weiteren EU-Staaten solche Verbote erleben? Werden in Frankreich bald 2000 Frauen ihr Heim gar nicht mehr verlassen dürfen?


Quelle: ARD Tagesschau

Dienstag, 18. Mai 2010

Politik | Empfehlung: Democracy online today - die virtuelle Politikcommunity

Werde Internet-Kanzler! So oder so ähnlich wirbt dol2day (so die kryptische Abkürzung der Community) um neue Internetpolitiker. Worum es geht und warum ich es gut finde, erläutere ich im Folgenden.

Bei democracy online today wird versucht Politik virtuell darzustellen. Dies bedeutet, dass sich ein User eine Meinung bildet -im Rahmen von Diskussionen, Umfragen und Kritik - sich für eine Partei entscheidet und diese dann im Wahlkampf und den Wahlen, die alle 4 Monate stattfinden, unterstützt.
Die Wahlsieger bilden eine Internet-Regierung und ein Kanzler wird gestellt, der für seine Legislaturperiode besondere Rechte und Pflichten gegenüber seinen Bürgern hat und z.B. seine Wahlversprechen wie moderierte Chats mit realen Politikern wahrzumachen.

Das politische Spektrum auf der Seite reicht von links bis rechts und es gibt derzeit 15 aktive Parteien und unzählige Initiativen.

Meiner Meinung nach ist hoch interessant bei dol2day mitzumachen. A) Um sich mit mit anderen als der eigenen vorgefertigten Meinung zu beschäftigen und B) um die eigene Meinung zu bestimmten Themen herauszuarbeiten und sich politisch (auch im echten Leben) einzuordnen zu können.

Ich persönlich mache seit kurzem dol2day unsicher und würde mich freuen den ein oder anderen Leser wiederzutreffen.

Samstag, 15. Mai 2010

Politik | News: Längere Atomlaufzeiten auch ohne Bundesratszustimmung?

Nachdem die schwarz-gelbe Mehrheit im Bundesrat nahezu sicher gekippt ist, fordern Politiker der Union die Verlängerung der Atomlaufzeiten auch ohne die Zustimmung des Bundesrates durchzusetzen.

Ob dies jedoch möglich ist, ist unsicher. Zeit.de berichtet, dass der wissenschaftliche Dienst des Bundestages sich am 21.April folgendermaßen geäußert habe:
"Der Fortbetrieb der zivilen Nutzung der Atomkraft hängt auch von der Entscheidung des Bundesrates ab."
 Dagegen hält Handelsblatt.com und zitiert ebenfalls den wissenschaftlichen Dienst des Bundestages:
"Es liegt weitgehend beim Bundestag, ein Gesetz so zu beschließen, dass die Zustimmung des Bundesrates nicht erforderlich ist."
Begründet wird diese These damit, dass es sich um eine reine Verwaltungsaufgabe handle die Reststrommengen zu erhöhen.
Bis zum Herbst werden wir uns wohl noch auf eine Entscheidung gedulden müssen, denn erst dann möchte die Regierung ihr Energiekonzept bis 2050 vorstellen. Möglicherweise soll die Laufzeit einiger Meiler auf das Doppelte erhöht werden. Damit wird sich vor Allem die noch ungeklärte Endlagerfrage deutlich verschärfen. Hintergrund der Laufzeitverlängerung sind neben wirtschaftlichen und energiepolitischen Gründen auch der große Druck der Energieversorgerlobby.
Nach aktuellen Gesetzesstand soll des letzte Atomkraftwerk bereits 2022 vom Netz genommen werden.





Wie immer würde ich mich sehr über Leserbeteiligung freuen. Also bitte stimmt ab und kommentiert - erst Recht wenn ihr andere Meinungen habt!

Quellen: Zeit.de, Handelsblatt.com
Bildnachweis: alfredaa, „atomkraftwerk  Some rights reserved. Quelle: www.piqs.de

Politik: Die Linke - Wie radikal ist sie wirklich?

In NRW wurde aktuell eine neue Diskussion um die verfassungsfeindliche Ausrichtung der Linkspartei losgetreten. Hintergrund: 7 der 11 linken Abgeordneten im Düsseldorfer Landtag sind Mitglieder linksextremistischer Gruppierungen. SPD und Grüne müssen nun nach der Absage der FDP im Rahmen von Sondierungsgesprächen die Koalitionsfähigkeit der Linken ausloten. Wie radikal ist die Linke wirklich?


Anhand aktueller Berichterstattung und des Verfassungsschutzberichtes NRW von 2009 möchte ich dies im Folgenden darstellen.


Die Hintergründe der Linken

Die Wurzeln der Linken liegen in der Sozialistischen Einheitspartei (SED), der Regierungspartei der DDR. Im Rahmen der Deutschen Einheit 1989/90 benannte sie sich in Partei des demokratischen Sozialismus (PDS) um, brach mit der Ideologie des Marxismus-Leninismus (zumindest der Form, welche in der Sowjetunion verherrlicht wurde), bestimmte eine neue Parteispitze und orientierte sich laut Verfassungsschutz zumindest punktuell auf Werte der Freiheitlich demokratischen Grundordnung.
Die Parteiprogramme der PDS waren so offen formuliert, dass kein klares Bekenntnis zur Demokratie oder zum Sozialismus greifbar war. Die Ziele wurden so mehrdeutig formuliert, dass sogar der Aufbau eines neuen sozialistischen Gesellschaftssystems vorstellbar war.
Auch nach Fusion mit WASG und Umbenennung in Die Linke geht keine Fixierung auf freiheitlich demokratische Werte aus dem Parteiprogramm hervor.
Ein Zitat aus der Präambel der „Positionen zur Landespolitik“ des nordrhein-westfälischen Landesverbands der Linken lautet:  
„Die LINKE.NRW ist sich bewusst, dass nur eine umfassende gesellschaftliche Umgestaltung die Vorherrschaft der Kapitalverwertung überwinden wird.“
Wie genau diese gesellschaftliche Umgestaltung aussehen soll, bleibt wie so oft offen.
Verstaatlichung und Enteignung wird propagiert:
„Damit nicht wieder einzelne über das Schicksal aller entscheiden, setzt DIE LINKE NRW dabei auf mehr Wirtschaftsdemokratie und Vergesellschaftung von Schlüsselindustrien.“
Enteignung des Privatbesitzes ist ein zentraler Standpunkt der Linken:

„DIE LINKE NRW sagt: Der Boden gehört uns allen! Das Privateigentum an Grund und Boden ist eines der zentralen Hindernisse für eine soziale, ökologische und demokratische Entwicklung in Stadt und Land.“


Verhältnis zur eigenen Parteivergangenheit

Die Partei vermeidet eine grundsätzliche Distanzierung von der DDR-Diktatur und einige Mitglieder bewerten die DDR nicht als Unrechtsstaat.
Als Beispiel möchte ich hier die Gymnasiallehrerin (für Politik) und designierte Landtagsabgeordnete Gunhild Böth der Linken in NRW zitieren. Einem Journalisten von Report Mainz antwortete sie auf die Frage ob die DDR ein Unrechtsstaat gewesen sei Folgendes: "Insgesamt [...] kann man das glaube ich nicht sagen.".
Stasi, Mauer, massive Einschränkung der Menschenrechte und weiteres scheint Sie einfach vergessen zu haben. Bleibt nur zu hoffen, dass Sie nicht auch die Geschichte der DDR lehrt...



Sympathisierung mit und Engagement in linksradikalen Gruppen

Ein großer Teil der Mitglieder der Linken betätigt sich nicht nur in der Linken sondern auch in anderen teilweise extremistischer wenn nicht gar gewaltbereiter Organisationen. Eine grundsätzliche Sympathie mit systemändernden Aktionen wurde z.B. im April 2007 in der Mitgliederzeitschrift DISPUT (S. 35) formuliert:

„Unsere Anerkennung gilt den […] Versuchen einer Überwindung der kapitalistischen Eigentums- und Herrschaftsordnung.“
Eine solche Systemänderung ist nicht grundsätzlich verfassungsfeindlich, solange die Grundrechte gewahrt bleiben, die Erfahrung aus der DDR hat jedoch gezeigt, dass dies nicht funktioniert.
Innerhalb der Linken werden außerdem extremistische Gruppen geduldet und (finanziell) gefördert, so z.B.  die Kommunistische Plattform (KPF).
Auf der Homepage der Linken wird die KPF folgendermaßen charakterisiert:
„Die KPF ist ein offen tätiger Zusammenschluss von Kommunistinnen und Kommunisten in der Partei DIE LINKE, die auf der Grundlage von Programmatik und Satzung der Partei aktiv an der Basis und in Parteistrukturen wirken. Die Bewahrung und Weiterentwicklung marxistischen Gedankenguts ist wesentliches Anliegen der Kommunistischen Plattform.“
In wieweit dieses Gedankengut mit freiheitlich demokratischer Grundeinstellung vereinbar sein soll, ist fraglich.
Ebenfalls völlig offen gelebten Extremismus erlebt man in der Jugendorganisation der Linken "Linksjugend [‘solid]". In deren Programm von 2008 heißt es:
„Als SozialistInnen, KommunistInnen, AnarchistInnen kämpfen wir für eine libertäre, klassenlose Gesellschaft jenseits von Kapitalismus, Rassismus und Patriarchat. […] Die berühmten zwei Gräben Reform oder Revolution bilden für uns keinen Widerspruch. Wir streiten für einen grundsätzlichen Systemwechsel. […] Wir wollen die Bühne des Parlamentarismus für den Kampf um eine gerechtere Welt nutzen, aber uns nicht der Illusion hingeben, dass dort der zentrale Raum für reale Veränderungen sei.“
Die reine Instrumentalisierung der parlamentarischen Demokratie wird hier offen zugegeben.

Neben den genannten Organisationen gibt es noch weitere extremistische Organisationen, welche in die Linke integriert sind oder eng mit ihr zusammenarbeiten.
Außerhalb der Linken reicht das Spektrum laut Verfassungsschutzbericht "von der ‘Deutschen Kommunistischen Partei‘ (DKP) bis zu gewaltbereiten Autonomen" aber auch mit internationalen Organisationen z.B. aus Kuba wird gearbeitet.

Insbesondere in NRW scheint die radikale Seite der Partei in den Spitzenpositionen vertreten zu sein. Wie bereits in der Einleitung erwähnt sind 7 von 11 designierten Landtagsabgeordneten in vom Verfassungsschutz als extremistisch eingestuften Gruppierungen aktiv.
Weitere 3 waren in der Vergangenheit in solchen Organisationen engagiert. Das bedeutet nur ein einziger zukünftiger Abgeordneter ist nicht linksextrem bzw hat keinen bekannten linksextremen Hintergrund.
Nur um das Ausmaß besser darzustellen, möchte ich einige Beispiele nennen:
Fraktionschefin Bärbel Beuermann und auch Landtagsabgeordnete Carolin Butterwegge zählen zu den Gründungsmitgliedern der Sozialistischen Linken, in ihrem Gründungsaufruf bezeichnet die Gruppe die DDR als "legitimen Versuch". In wie weit die Einbindung der Stasi in dem "Versuch" legitim gewesen sein soll, möchte keine der Beiden beantworten.
Als weiteres Beispiel kann man Anna Conrads anführen, welche als Mitglied der Roten Hilfe e.V. "die gewaltbereite Linke in ihrem Kampf gegen die bestehende Ordnung" unterstützt. Die Rote Hilfe erklärte die Solidarität mit inhaftierten linksradikalen Terroristen wie z.B. der RAF. Anna Conrads distanziert sich nicht davon.

 
Ich persönlich bin selbst politisch eher linksgewandt, bekenne mich aber absolut zur parlamentarischen Demokratie und lehne deshalb die Linke (und selbstverständlich auch die NPD) als Partei ab.
In diesem Sinne wünsche ich Hannelore Kraft und Mut (dieses Wortspiel habe ich von Andrea Ypsilanti gestohlen ) in Sondierungsgesprächen mit der Linken... die wird sie wohl auch brauchen.



Ich würde mich über Leserkommentare freuen und lege jedem ans Herz die Sendung des "Report Mainz" vom 10.05.2010 anzuschauen.





Quellen: Verfassungsschutzbericht NRW 2009 (S. 60ff, alle Zitate, ausgenommen das Böhn-Zitat, entstammen dieser Quelle), Report Mainz vom 10.05.2010
Bildnachweis: "Marx i Engels II" von Jose Téllez - Bestimmte Rechte vorbehalten

Donnerstag, 13. Mai 2010

Wissenschaft | Empfehlung: Science Slam - Der Kampf ums goldene Gehirn geht los

Wissenschaft mal anders: Der Science Slam. Dabei handelt es sich um Kurzvorträge zu aktuellen Forschungsthemen. Der Wissenschaftler, welcher in 10 Minuten möglichst spannend und mitreißend von seiner Arbeit zu berichten weiß, gewinnt.

In einigen deutschen Städten - noch beschränken sich die Veranstaltungen auf die Mitte und den Norden - finden seit kurzem so genannte Science Slams statt. Wissenschaftler, egal welcher Fachrichtung, battlen sich um das goldene Gehirn. Die Trophäe, welche der Sieger des Abends mit nach Hause nehmen darf.
Die Grundidee ist, dass aktuelle Forschungsergebisse populärwissenschaftlich aufbereitet und in einem 10 minütigen Vortrag präsentiert werden. Am Ende stimmt das Publikum ab - die Forschungsergebnisse, deren Verständlichkeit und der Vortragsstil sind die Kriterien -  und der Sieger wird ermittelt.

Über den nachfolgenden Link gelangt ihr auf eine Übersichts-Seite mit allen Städten in welchen derzeit Science Slams stattfinden. Sollte eure Stadt nicht dabei sein, dann veranstaltet einen eigenen Slam!  

Am 19.6 findet in Braunschweig der erste Deutschland-weite Slam statt, bei welchem Slam-Champions aus anderen Städten gegeneinander antreten werden.

Nutzt die Chance und schaut es euch an! Ich bin derzeit nicht in Deutschland aber danach werde ich mir das auf keinen Fall entgehen lassen.

weiterführende Links:

Quelle: Science Slam Homepage
Bildnachweis: policult / Gregor Büning / Science Slam Berlin

Mittwoch, 12. Mai 2010

Medizin | Empfehlung | Entertainment: Wie realistisch ist Dr. House? - Medical Reviews of House M.D.

Dr. House (im engl.-sprachigen Raum House M.D.) ist eine der erfolgreichsten TV-Sendungen überhaupt und beschäftigt sich häufig mit komplexen medizinischen Problematiken. 
Scott, ein Arzt aus Illinois, USA, hat sich auf seiner Seite "Polite Dissent" daran gemacht alle bislang erschienen House-Folgen auf Plausibilität zu untersuchen.

Es ist erstaunlich, zumeist sind die Reviews bereits wenige Stunden nach der Erstausstrahlung einer Folge im Netz und helfen das Verlangen nach Hintergrundinformationen - zur eben geschauten Folge - zu stillen.
Die Reviews sind natürlich in englischer Sprache verfasst, aber problemlos verständlich.
Scott ist selbst Arzt und berichtet immer wieder aus seiner eigenen Erfahrung.
Er verlinkt außerdem alle besprochenen Erkrankungen mit Hintergrundinformationen. Das bedeutet, selbst interessierte Laien können die Zusammenhänge verstehen und sich an seiner Arbeit freuen.

Dann wünsche ich euch viel Spaß beim House schauen und empfehle euch danach einen Blick auf die Seite zu werfen!

kleiner Tipp: It's not Lupus! ;-)


Bildnachweis: House M.D. von Tábata - Happy Batatinha - Bestimmte Rechte vorbehalten.

Dienstag, 11. Mai 2010

Gesellschaft | Politik: Frauen in Spitzenpositionen - in Deutschland eine Ausnahmeerscheinung?

Die 100 umsatzstärksten Unternehmen Deutschlands werden in ihren Vorständen durch 437 Männer und exakt 4 Frauen vertreten. Dieses Missverhältnis ist traurige Realität in den Spitzenpositionen deutscher Unternehmen.

Das öffentlich-rechtliche Magazin "Monitor" hatte in seiner Sendung vom 25.03.2010 dieses Thema aufgearbeitet und mich motiviert es hier aufzugreifen.

99% Männerquote, wie kann es dazu kommen?

Frauen hatten noch bis vor rund zwei Generation deutlich schlechtere Bildungchancen, mussten sich in die traditionelle Rolle der Hausfrau und Mutter fügen, galten generell als weniger leistungsfähig und teilweise sogar dümmer als Männer. Aufklärung und offenere Denkschemata ermöglichen inzwischen Frauen diesselben - wenn nicht sogar bessere - Bildungschancen. Die traditionelle Rollenverteilung ist nicht mehr zwingend gegeben und die restlichen Vorurteile sind auch längst ausgeräumt. Warum sind Frauen also in hohen Positionen so massiv unterrepräsentiert?
Insider nennen die so genannten "Old-Boys-Netzwerke" als das größte Problem. Diese althergebrachten vorwiegend männlichen Kreise kontrollieren die Besetzung der hochdotierten Managerpositionen. Sie zeichnen sich dabei weniger durch innovative Entscheidungen als durch konservative Erhaltungsstrategien unter dem Motto "Gleich zu Gleich gesellt sich gern" aus.
Desweiteren scheinen diese sog. "Old Boys" in gesellschaftlichen Milieus zu verkehren, in welchen Frauen üblicherweise eine Dienstleisterrolle einnehmen, in jedem Falle aber nicht gleichwertig sind.
Ist also die Emanzipierungsbewegung an diesen, auf alten Werten (und altem Geld) gegründeten, Kreisen vorbeigegangen?

Was kann man unternehmen um Frauen die selben Chancen wie Männern zu ermöglichen?

Die aktuelle Regierung unter Bundeskanzlerin Merkel hatte sich im Koalitionsvertrag darauf geeinigt mehr Frauen in Spitzenpositionen zu bringen. Bundesfamilienministerin Kristina Schröder, CDU, setzt dabei auf Freiwilligkeit und legt der Wirtschaft den sog. "Corporate Governance Kodex" ans Herz. Über diesen "Kodex für gute Unternehmensführung" müssen die Unternehmen einmal jährlich berichten, erweitert wurde er nun um die Angabe des Frauenanteils. Interessanterweise wird dieser Kodex von einer Regierungskommission erstellt, welche aus 12 Mitgliedern besteht, darunter nur 1 Frau.
Noch interessanter wird es, wenn man die Erklärungen einiger Unternehmen betrachtet. Die Frauenquote scheint bislang zumindest kein Thema zu sein.
Einige Beispiele, welche vermelden ließen, den Empfehlungen des Kodex zu entsprechen sind :
  • Bayer, Aufsichtsrat: 19 Männer und 1 Frau.
  • Deutschen Börse Group, Aufsichtsrat: 17 Männer und 1 Frau.
  • Daimler, Aufsichtsrat: 19 Männer und 1 Frau.
Das dies nur eine unzureichende Erfüllung der Kriterien darstellt, wird anhand der Zahlen klar.
Als einziges Unternehmen nennt "Monitor" die Deutsche Telekom, welche sich nun eine Frauenquote von 30% verordnet hat. Unternehmensintern wurde es hier bereits seit einem Jahrzehnt mit Freiwilligkeit versucht, leider erfolglos.

Frauenquote - Behandelt nur das Symptom?

Es gibt immer häufiger Positionen welche eine verbindliche Frauenquote fordern. Familienministerin Schröder hingegen äußerte sich gegen ein solches Gesetz. Sie erklärte "[...] was wir brauchen, sind politische Veränderungen, die wir am besten mit Unterstützung der Wirtschaft und nicht im Kampf gegen die Wirtschaft erreichen" und argumentierte gegen eine Frauenquote als reine Symptombehandlung ("Gesetze wirken bei gesellschaftspolitischen Problemen oft wie Kortison gegen Hautausschlag. Das Symptom ist erst mal beseitigt, aber die zugrunde liegenden Ursachen, die bleiben bestehen.").
Eine kausale Therapie der Chancenungleichheit scheint bislang nicht entdeckt oder ist zumindest in den vorherrschenden Strukturen noch nicht angekommen. Aber die von ihr gepriesene Behandlung auf freiwilliger Basis hat sich leider als unwirksam herausgestellt.
Wie kann man Chancengleichheit in Kreisen fördern, welche davon profitieren sich selbst abzusichern in dem sie Offenheit und Aufklärung ausbremsen?
Garnicht, so dachte möglicherweise der ehemalige Wirtschaftminister von Norwegen Ansgar Gabrielsen und brachte ein Gesetz für eine Frauenquote in Aufsichtsräten auf den Weg.
Norwegische Aktiengesellschaften müssen inzwischen eine Frauenquote von 40% nachweisen, ansonsten droht ihnen die Schließung. Bislang wurde kein einziges Unternehmen geschlossen und in den Aufsichträten darf man sich über einen Frauenanteil von 42% freuen.
Neben Norwegen hat sich eine solche Regelung auch in Frankreich, Spanien und den Niederlanden bewährt.

Warum es überhaupt sinnvoll ist Frauen in Spitzenpositionen zu haben


Grundsätzlich sollten jedem Menschen die selben Chancen und Möglichkeiten geboten werden, dies bedeutet auch, dass es Frauen möglich sein sollte bei ausreichender Qualifizierung in Spitzenpositionen beschäftigt zu werden. Desweiteren sprechen laut Monitor die Studien zum Thema Frauen in Führungspositionen eine eindeutige Sprache. Das Magazin erklärt, dass Unternehmen mit größerem Frauenanteil im Vorstand durchschnittlich höhere Renditen erwirtschaften, dass frauengeführte Hedgefonds nahezu doppelt so hohe Gewinne erwirtschaften und trotzdem in der Finanzkrise nur halb so hohe Verluste verkraften mussten. Desweiteren ist die Innovationskraft in gemischten Teams höher, da Frauen Erfahrungen aus anderen Lebensbereichen mitbringen.


Schlusswort des Autors

Prinzipiell habe ich eine liberale Einstellung zu gesellschaftpolitischen Themen. Jedoch denke ich, die Erfahrung zeigt eindeutig, dass im Rahmen freiwilliger Maßnahmen das Problem der Ungleichbehandlung nicht ausreichend behoben werden kann. Demnach halte ich eine Frauenquote für das Mittel der Wahl und möchte an dieser Stelle auch Ministerin Schröder widersprechen. Zwar wird ein solches Gesetz zu Anfang rein symptomatisch wirken aber nach und nach werden - so denke ich - durch die reine Präsenz von Frauen in diesen Positionen die Klischees und Vorurteile der bislang abgeschottet existierenden Führungsschicht eliminiert oder zumindest verringert werden.


Frauenquote ja oder nein? Wie denkt ihr darüber?





Quellen: Monitor Nr. 604 vom 25.03.10, Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex
Bildnachweis: "Buisness Women" von mirimcfly - Bestimmte Rechte vorbehalten.

Montag, 10. Mai 2010

News | Banking: Neue Regeln für Überweisungen

Seit kurzem müssen Banken bei Überweisungen den Empfängernamen nicht mehr mit der Kontonummer abgleichen. Das bedeutet: Ein Tippfehler beim Online-Banking oder ein Zahlendreher auf der Überweisungsvorlage und schon ist das Geld weg.

Auf was man achten sollte und welche Wege es gibt sein Geld doch wieder zu bekommen, hat die Redaktion von Welt.de im Artikel "Neue Bankregeln: Ein Tippfehler – und das Geld ist weg" gut und verständlich beschrieben.

Also: Aufpassen bei der Geldüberweisung - Zurückfordern, wenn das Geld erst einmal angekommen ist kann schwierig werden!

News | Politik: Ergebnis Landtagswahlen NRW 2010

Das aktuelle amtliche Endergebnis straft CDU und FDP ab und stellt die SPD vor eine heikle Koalitionsfrage.

Mit 34,6% ist die CDU weiterhin die Fraktion mit den meisten Stimmen in NRW, zugleich aber auch der größte Verlierer der gestrigen Wahl. Ob es die Griechenlandkrise, Rüttgers Ablehnung einer Reform des nordrhein-westfälischen Schulsystem oder der Fehlstart von Schwarz-Gelb auf Bundesebene war, was der Union den Hals gebrochen hat ist nicht klar. Aber ein Verlust von 10,2 % an Wählerstimmen im Vergleich zur letzten Wahl sprechen eine deutliche Sprache.
Auch der liberale Wunsch-Koalitionspartner FDP bleibt hinter den eigenen Erwartungen. Ein Ergebnis um 10% war angestrebt worden, aber es bleibt auf dem Niveau der letzten Wahl bei rund 6,7 Prozentpunkten.

Die SPD verliert ebenfalls, aber nur 2,6% und erhält mit 34,5% diesselbe Anzahl an Mandaten wie die CDU im Düsseldorfer Landtag. Die Spitzenkandidatin Hannelore Kraft wird aller Vorraussicht nach die zukünftige Ministerpräsidentin von NRW werden. Dies wird jedoch nur möglich werden, sollten die Koalitionsverhandlungen mit Grünen und Linken - welche Kraft zuvor als "nicht regierungsfähig" bezeichnet hatte - gelingen.
Unter grünen Fahnen feiern die einzigen wirklichen Wahlsieger des Abends. Die Grünen konnten ihr Ergebnis von 2005 fast Verdoppeln und sind mit 12,1% drittstärkste Kraft.
Die Linke schafft es mit 5,6% das erste Mal in den Landtag von NRW und möchte mit Rot-Grün die kommende Regierung stellen.

Die Wahlbeteiligung betrug 59,3 %, etwa 4 Prozent weniger als 2005. Genau an dieser Stelle liegen vor allem die Verluste der Union, viele Wähler, welche sich bei der letzten Wahl für die CDU entschieden hatten gingen gestern nicht zur Wahl.

Die möglichen Regierungskoalitionen sind Rot-Rot-Grün und Schwarz-Gelb, wobei ich denke, dass die SPD eine große Koalition um jeden Preis vermeiden möchte um a) Hannelore Kraft als Ministerpräsidentin durchsetzen zu können und b) die Mehrheit von Schwarz-Gelb im Bundesrat zu beenden.

Quelle: ARD
Bildnachweis: "Wahlkreuz" by DirkGrund Manche Rechte vorbehalten

Sonntag, 9. Mai 2010

News | Politik: Heute Landtagswahl in NRW

Die Langtagswahl in NRW verspricht spannend zu werden. Dreizehn Millionen Bundesbürger sind am heutigen Sonntag zur Wahl aufgerufen.

Aktuellen Umfragen zufolge liegt die regierende Koalition von CDU und FDP gleichauf mit der Opposition, also SPD und Grünen. Eine Niederlage für Schwarz-Gelb würde auch den Mehrheitsverlust im Bundesrat bedeuten.
Die FDP hatte sich von vornherein auf den Koalitionspartner CDU festgelegt, bei der Opposition ist die Koalitionfrage noch offen. Die Spitzenkandidatin der SPD Hannelore Kraft würde am liebsten mit den Grünen koalieren, hat aber eine Zusammenarbeit mit der Linken nicht ausgeschossen.

Ich persönlich bin maximal gespannt, schließlich könnte die Wahl deutlichen Einfluss auf die Bundespolitik haben. Grundsätzlich war NRW schon immer ein durch-und-durch rotes Land. Den Einzug der Linken in den dortigen Landtag halte ich für möglich, wenn auch nicht unbedingt wünschenswert.

Wie denkt ihr darüber? Wen favorisiert ihr?


Bildnachweis: "Wahlkreuz" by DirkGrund Manche Rechte vorbehalten

Samstag, 8. Mai 2010

Medizin: Organspenden: So läuft eine Transplantation in Deutschland ab.

Sie helfen täglich Menschenleben zu retten oder Kranken eine neue Lebensqualität zu ermöglichen: Organspenden. 

3897 Organe wurden im Jahr 2009 postmortal in Deutschland gespendet. Auf deutsch heisst das, dass 1217 Menschen ihr Leben -zumeist plötzlich- verloren haben. Noch genauer gesagt: 1217 Menschen erlitten in Deutschland den so genannten Hirntod und hatten entweder die Organentnahme verfügt - z.B. durch einen Organspendeausweis- oder die Angehörigen hatten die zu Lebzeiten geäußerten Spendebereitschaft des Betroffenen versichert. Diese Spenden werden von der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) koordiniert. Zusätzlich zu den postmortalen Spenden kommen rund 660 Nierenspenden und Leberlappenspenden, von Gesunden an Kranke - diese Spenden werden als Lebendspenden bezeichnet.


Das klingt schon relativ viel, wenn man jedoch bedenkt, dass die Warteliste auf Organe derzeit etwa 12 000 Namen enthält, stellen sich viele zu Recht die Frage: Warum spenden nicht viel mehr? Es sterben doch fast 1 Million Menschen in Deutschland pro Jahr.

Welche Vorraussetzungen für eine Organspende gibt es?

Pro Jahr sterben in Deutschland wirklich ca 850 000 Menschen. Außerdem stehen laut einer forsa-Umfrage (2001) 82% der Deutschen einer Spende positiv gegenüber und 67% wären bereit Organe zu spenden. Aber  aus verschiedenen Gründen ist es nicht möglich jedem Organe zu entnehmen, der dies auch möchte.
Der Hauptgrund ist, dass um einem Menschen funktionstüchtige Organe entnehmen zu können, eine besondere Fallkonstellation vorliegen muss. Es muss der Hirntod eingetreten, aber die Organfunktionen künstlich (intensivmedizinisch) aufrechterhalten sein und wie gesagt eine Einwilligung zur Organentnahme vorliegen. Zusätzlich zu den 1217 Personen bei denen diese Konstellation vorlag, kamen im Jahr 2009 565 Menschen, bei welchen die Einwilligung nicht vorlag oder abgelehnt wurde. Das entspricht etwa 30% der in Frage kommenden Personengruppe. Dieser Artikel soll dabei helfen, diese 30% davon zu überzeugen, anderen Menschen eine weitere Chance zu geben.

Hirntod - Was genau ist das?

Der Hirntod beschreibt eine Situation, in welcher durch z.B. Sauerstoffmangel oder Hirndruck (durch Tumore oder Hirnblutungen) der Ausfall der Gesamtfunktion des Gehirns (Zusammenspiel von Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm) durch keine Therapie behebbar ist. Kurz gesagt: Das Gehirn ist unwiederbringlich funktionslos. Ein solcher Patient wird komatös sein, künstlich beatmet werden müssen und alle Hirnstammreflexe verloren haben.
Da diese Patienten auf den ersten Blick nicht anders wirken, als viele andere Patienten mit sehr schweren Hinrschädigungen ist es oftmals problematisch für Angehörige diesen Hirntod anzuerkennen.
Die Feststellung des Hirntods ist ganz eindeutigen, strengen Kriterien unterworfen um eventuelle Falsch-Diagnosen unmöglich zu machen. Es werden Intoxikationen durch Bluttests ausgeschlossen und abgewartet, bis verabreichte Schlafmedikamente (Sedierung) ausgeschieden wurden.
Danach werden 2 unabhängige Ärzte -mit mehrjähriger Erfahrung- den Hirntod feststellen. Diese Ärzte dürfen nicht an der Transplantation beteiligt sein, um Interessenkonflikte auszuschließen. Neben der klinischen Untersuchung auf Ausfall der Atmung und Reflexe und  nach einer graphischen Darstellung der Hirnschädigung (CT/ MRT) wird unter Anderem ein EEG - die Messung der Hirnströme - durchgeführt. Hierbei darf keine Hirnaktivität ersichtlich sein. Die Feststellung des endgültigen Hirntodes dauert oftmals mehrere Tage - insbesondere dann wenn Patienten vor dem Hirntod große Mengen an Schlaf-/ bzw Narkosemitteln erhalten haben. Diese Tage sind selbstverständlich für Angehörige sehr belastend und es sollte ihnen maximale Aufmerksamkeit zuteil werden.
Sollte diese tragische Situation gegeben sein, muss nun noch die Einwilligung erfolgen.


Wege der Einwilligung oder Ablehnung

Optimal ist es, wenn der Verstorbene (ab dem Zeitpunkt der Hirntodfeststellung gilt der Mensch als tot) einen Organspendeausweis dabei hatte und damit sein Wille deutlich ist. Wenn kein Organspendeausweis ausgefüllt wurde, werden die nächsten Angehörigen gefragt ob der mögliche Spender mündlich den Willen zu spenden geäußert habe oder wie der mutmaßliche Wille des Verstorbenen sei. Falls nichts davon hinreichend erörterbar ist, werden schließlich die Angehörigen nach ihrem eigenen Willen gefragt. Dies nennt man die sog. Zustimmungsregelung.
Um diesen Umweg über die Angehörigen und mögliche Spekulationen auszuschließen, möchte ich an dieser Stelle jeden Leser auffordern einen Organspendeausweis auszufüllen, oder den persönlichen Willen anderweitig zu dokumentieren. Auf dem Spenderausweis kann neben der Zustimmung zur Spende auch die Ablehnung der Organspende dokumentiert werden!



Internationaler Vergleich und Widerspruchsregelung

Es wird seit einigen Jahren diskutiert ob in Deutschland auch eine Widerspruchsregelung eingeführt werden soll, wie es z.B. u.a. in Österreich, Spanien, Polen und Portugal der Fall ist. Das bedeutet, dass grundsätzlich von einer Spendebereitschaft ausgegangen wird solange der Verstorbene zu Lebzeiten keinen Widerspruch formuliert hat. Im Vergleich der Anzahl postmortaler Organspender pro 1 Mio Einwohner liegt Deutschland mit 14,7 deutlich hinter Spanien (34,2) und Portugal (26,7) und Österreich mit 20,3. Ob die Quote Polens (11,2) auf schlechtere medizinische Ausstattung oder den ausgeprägten katholischen Glauben in Polen zurückzuführen ist kann ich nicht hinreichend beurteilen, Polen stellt jedoch das einzige Land mit Widerspruchsregelung dar, dessen Quote schlechter als die der BRD ist.


Wie geht es nun mit der Organspende weiter?

Nachdem die grundlegenden Kriterien erfüllt sind, wird die sog. organprotektive Intensivtherapie gestartet. Das bedeutet, dass bei einem möglichen Spender die intensivmedizinische Behandlung (z.B. die künstliche Beatmung) nach der Todesfeststellung nicht gestoppt wird, sondern dass die Therapie mit Beatmung, Medikamenten und teilweise sogar Reanimation unter speziellen Organ-schützenden Gesichtspunkten fortgeführt wird. Dazu werden von der DSO Richtlinen für Blutdruck und andere Vitalwerte angegeben. Durch die fehlende zentrale Steuerung der Vitalfunktionen bedeutet dies oftmals hohen intensivmedizinischen Einsatz.
Desweiteren werden Untersuchungen gestartet um Infektions- und Krebserkrankungen auszuschließen um die Sicherheit der immungeschwächten Organspender zu gewährleisten.
Bedingt durch solche Erkrankungen oder nicht bewältigbare Komplikationen bei der organerhaltenden Therapie mussten 2009 etwa 100 mögliche Transplantationen abgebrochen werden.
Nachdem alle Daten vorliegen, werden von der DSO und Eurotransplant die Empfänger bestimmt und die Entnahme organisiert.
Die Organe werden oftmals von den selben Chirurgen entnommen, welche die Organe später auch implantieren werden. Aus diesem Grunde reisen zur Entnahme oft einige Transplantationsteams aus anderen Krankenhäusern an und bringen die Organe nach der Explantation sofort persönlich zur Implantation. Die Zeit zwischen Ex- und Implantation muss möglichst kurz gehalten werden, um den Transplantationserfolg nicht zu gefährden. Nachdem alle geplanten Entnahmen durchgeführt wurden, wird der Leichnam verschlossen, alle künstlichen Zugänge entfernt und der Spender an den Bestatter übergeben.

Welche Organe können gespendet werden?

Auf einem Organspendeausweis sollte man vermerken, was genau gespendet werden soll und was nicht. Neben den Organen wie Herz, Lunge, Leber, Niere, Bauchspeicheldrüse und Darm können auch Gewebe transplantiert werden. Dies sind üblicherweise: Haut, Knochen, Hornhaut (der Augen), Sehnen, Knorpel, Blutgefäße und auch Herzklappen. Viele schrecken vor Gewebespenden zurück, da sie eine offene Aufbahrung wünschen, in diesen Fällen kann man mit dem DSO-Koordinator genau abstimmen, was gespendet werden soll und was nicht. Wenn jemand jedoch sowieso nicht aufgebahrt werden möchte und nicht der Meinung ist "unversehrt" beerdigt werden zu müssen, kann man anderen Menschen enorm damit helfen auch diese Gewebespende zuzulassen.

Welche Gründe gibt es gegen eine Spende?

Handfeste Gründe gegen eine Organspende sind schwer zu recherchieren, da es eigentlich keine gibt. Die meisten Religionen haben sich in den letzten Jahren von der Vorstellung distanziert, dass ein Leichnam unversehrt beerdigt werden müsse. Zumeist hat das altruistische Motiv der Nächstenliebe eine höhere Priorität und die Organspende wird akzeptiert.

Die Religionen zur Organspende:
  • Evangelische Kirche Deutschland: Hirntod wird anerkannt, Organspende wird befürwortet.
  • Katholische Kirche, Papst Benedikt XVI (2008): Organspende ist besondere Form der Nächstenliebe.
  • Islam: Zeichen der Nächstenliebe.
  • Buddhismus: Lebend- und postmortale Spende erlaubt.
  • Judentum: Hirntodkriterium anerkannt und postmortale Spende erlaubt.
  • Hinduismus: Teil der Tradition den Leidenden zu helfen.
  • Zeugen Jehovas: Organspende akzeptiert.
  • Konfuzianismus: Unversehrtheit des Leichnams ist anzustreben.
Selbstverständlich gibt es Einzelgruppierungen innerhalb der Religionen, welche andere Ansichten als die oben Genannten vertreten.

Desweiteren nennen Kritiker oft die Unsicherheit des Hirntodes und auch die Gefahr des Organhandels als Gründe eine Organspende abzulehnen. In Deutschland sehe ich durch die strengen Regelungen jedoch keinen Grund von Falschdiagnosen des Hirntods oder im schlimmsten Falle sogar von Organhandel-motivierten Falschdiagnosen auszugehen. Anders sieht dies in ärmeren Ländern aus, in denen es vorkommen kann, dass Menschen verschwinden und deren Organe an den Meistbietenden verkauft werden.

Schlusswort

In meiner Vergangenheit als Krankenpfleger auf einer neurochirurgischen Intensivstation habe ich einige Organspenden miterlebt und deshalb auch einen persönlichen Bezug dazu. Ich denke es kann für Angehörige oft sogar sehr tröstlich sein, dass der Verstorbene auch im Rahmen seines Todes anderen Menschen helfen konnte und in gewissen Maße "weiterlebt". Dass die Betreuung eines Hirntoten eine besondere Situation darstellt, insbesondere für die Pflegekraft, möchte ich an dieser Stelle ebenfalls noch einmal betonen. Es erfordert großes Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Angehörigen und die persönliche Belastung - in der Arbeit mit einem Verstorbenen - sollte nicht vernachlässigt werden. Eine erfolgreiche Transplantation ist aber auch immer ein Erfolgserlebnis, da der Tod des Patienten nicht so sinnlos erscheint.
In diesem Sinne: Besorgt euch einen Organspendeausweis, wenn es für euch keine Gründe dagegen gibt und erlaubt die Organentnahme. Wer weiß, ob nicht ihr selbst, ein Freund oder Verwandter irgendwann auf eine Spende hoffen muss.



Möchtet ihr noch zu speziellen Teilthemen etwas lesen? Oder habt ihr eine Meinung zu Thema? Dann schreibt einen Kommentar.



Quellen: DSO.de: Daten und Grafiken, Fachinformationen, Informationsmaterial, Wikipedia
Grafiken: DSO.de
Bild "Organspendeausweis": Wikipedia

Montag, 3. Mai 2010

Technik | News: Wie sieht die Zukunft unser Mobilität aus? Elektroautos derzeit auf der Überholspur

Elektroautos sind die Zukunft, das scheint zumindest die aktuelle Meinung von Politik und Wirtschaft zu sein. Auf dem heutigen Gipfel zur Elektromobilität, sollen die Bemühungen von Industrie und Forschung die Elektrotechnik in Verkehr und Transport voranzubringen gezielt vernetzt werden. Außerdem scheint es aber, dass auch die Bevölkerung davon überzeugt werden soll, dass mit Strom betriebene Fahrzeuge nun doch Benzinern, Dieseln, Wasserstofflern und anderen Konzepten überlegen sind.

Eine Million E-Autos auf Deutschlands Straßen bis 2020, so lautet das Ziel der Bundeskanzlerin Merkel, CDU. Derzeit sind rund 40 Mio. Fahrzeuge in Deutschland zugelassen, im diesem Jahrzehnt soll also rund ein vierzigstel der Fahrzeugflotte elektrifiziert werden. Bei einer durchschnittlichen Rate von rund 3 Mio Neuzulassungen pro Jahr in Deutschland, müsste also ab sofort rund jedes dreißigste neue Auto eine Elektroauto sein.
Auch das klingt noch nicht so wahnsinnig viel, doch wenn man erkennt, dass auf dem deutschen Automobilmarkt zumindest von den großen Marken noch kein einziges Serienfahrzeug als Elektroauto zu erwerben ist, wird verständlich, warum ein Großteil der Brachenkenner den Vorstoß der Kanzlerin belächelt.
Die Industrie geht davon aus, dass aktuelle E-Projekte in ca 3-4 Jahren die Serienreife erreichen, dann aber bislang nur als Kleinserien geplant sind. Unter anderem wird als Grund hierfür die Zurückhaltung der Politik zu mögliche Zusagen betreffend Subventionen und Unterstützungen genannt.

Bezug nehmend auf den Elektromobiltätsgipfel hatte Bundesverkehrsminister Ramsauer, CSU, staatliche Prämien zum Kauf von Elektroautos zurückgewiesen jedoch andere Anreize wie zum Beispiel kostenlose Parkplätze oder die Freigabe für Busspuren für E-Autos in Aussicht gestellt.
Einige deutsche Autoexperten und Autozulieferer unterstützen diese Haltung mit der Begründung, dass die Entwicklung von Strom-betriebenen Fahrzeugen noch lange nicht so weit fortgeschritten sei, um mit Kaufanreizen die Verbreitung merklich voranzutreiben. Die wenigen verfügbaren Fahrzeuge kommen derzeit vorrangig aus Fernost, wo die Forschung bereits vor Jahrzehnten intensiviert wurde und die Vernetzung der Forschungsunternehmungen deutlich besser funktioniert.

Auch die 500 Mio Euro der Bundesregierung, zur Förderung der Elektromobilität, werden in Fachkreisen kritisch betrachtet, da die Forschungsgelder nicht in zentral organisierte Projekte gehen werden und so die industriepolitische Wirkung verpuffen könnte. Als Gegenbeispiel wird China angeführt, welches ganz klar definierte Ziele für die jeweiligen Forschungszentren formuliert hat und diese zentral sammelt.

Ein weiteres Land welches mit wehenden Fahnen auf die Elektrotechnik setzt ist Israel.
Aktuell startet dort die Erprobungsphase eines Fahrzeugs, welches von der israelischen Firma Better Place und Renault entwickelt wurde. Um das Fahrzeug alltagstauglich zu machen sollen über 100 Servicestationen errichtet werden, in welchen in wenigen Augenblicken eine schwache Batterie gegen eine volle ausgewechselt werden soll. Die israelische Regierung wird den Plan des Firmenchefs von Better Place, Shai Agassi, in den kommenden 6 Jahren mindestens 100 tausend Fahrzeuge abzusetzen, mit Subventionen unterstützen. Stützpfeiler der Vision sind vergleichsweise günstige Kaufpreise für Elektroautos, da die etwa 10 000 Dollar teure Batterie nicht mitgekauft werden muss, sondern von Better Place verliehen wird und vergleichsweise dann wie bei einer Handykarte wieder aufgeladen werden muss. Der Visionär Agassi warnte in einem Gespräch mit Verkehrsminister Ramsauer, dass Deutschland deutlich aufholen müsse um den Trend nicht zu verpassen.

Opel-Chef Nick Reilly forderte, in einem Interview mit dem Tagesspiegel, zwar auch eine Subventionierung von E-Autos um "die Nachfrage anfangs zu stimulieren, da revolutionäre neue Technologien zu Beginn immer teuer sind" aber äußerte auch den Wunsch nach standardisierten Normen für Europa, z.B. für Stecker, Ladesysteme und Batterien um teure Parallelentwicklungen zu vermeiden.
Die EU-Kommission hatte Ende April einen Schritt in diese Richtung getan und einen Aktionsplan zur Förderung umweltfreundfreundlicher Fahrzeuge beschlossen, welcher auch die Erstellung von Standards für Batterien, Investitionshilfen oder Sicherheitsvorschriften vorsieht.

Skeptiker fragen sich jedoch ob die Entwicklung in Richtung Elektroauto wirklich so sinnvoll ist, schließlich wurden vor wenigen Jahren noch das Wasserstoffauto mit der Brennstoffzelle, Biosprit oder anderer alternative Antriebsformen als DIE Zukunftsperspektive gehypt.
Rückendeckung erhalten sie zumindest nur teilweise aus den Reihen von Umweltverbänden, welche neben der Entsorgungsproblematik der großen Batterien auch den geringen ökologischen Vorteil gegenüber effizienten Verbrennungsmotoren, unter Berücksichtigung der beiden deutschen Hauptstromquellen Kohle und Atomkraft, bemängelen. Der Greenpeace-Verkehrsexperte, Wolfgang Lohbeck, äußert sich hierzu folgendermaßen: "Elektroautos sind keine Null-Emissionsfahrzeuge, sondern beim jetzigen Strommix sogar für den Klimaschutz schädlicher als Autos mit Verbrennungsmotoren.".
Laut Greenpeace liege auf absehbare Zeit mehr Potential für Co2-Einsparungen in der Optimierung von Verbrennungsmotoren. Dass Automobile mit einem Kohlenstoffdioxidausstoß von unter 60- 70g pro km möglich seien, sei bewiesen und es liege nun an den Automobilherstellern etwas zu unternehmen.

Ich denke es ist durchaus wichtig die Entwicklung von Elektroautos kritisch zu betrachten, aber in Anbetracht der Endlichkeit der Ölreserven muss eine Alternative gefunden werden. Dass damit der Stromverbrauch steigt und die Problematik, die Stromgewinnung aus erneuerbaren Energien zu bestreiten, verschärft wird, wird wohl in Kauf genommen werden müssen. Ob das Elektroauto sich im Endeffekt durchsetzen wird, wird sich zeigen. Dies hängt sicherlich auch davon ab in welchem Maße andere Technologien Fortschritte zu verzeichnen haben werden z.B. wenn ein Weg der effizienten Wasserstoffsynthetisierung gefunden werden würde....



Quellen: SZ.de: 1, 2, 3, 4; Handelsblatt.com: 5, 6, 7; taz.de: 8
Bildnachweis: "Elektro Auto" von K.Nelkert   Manche Rechte vorbehalten

Sonntag, 2. Mai 2010

Medizin | News: Krankenhausnavigator hilft bei Klinikwahl

Im Rahmen der freien Arztwahl in Deutschland, steht der Patient vor einer weiteren Herausforderung, er muss sich für ein Krankenhaus entscheiden. Da sich jedoch der Otto-Normalpatient üblicherweise nicht Qualitätsberichten von Kliniken befassen kann und möchte, benötigt es möglichst neutrale Einschätzungsorgane. Ein solches Klinikregister soll der Kliniknavigator auf Basis der weißen Liste der AOK sein.

Insbesondere bei elektiven, also geplanten nicht-dringlichen, Eingriffen wie z.B. Knie- oder Hüftoperationen kann ein solches Werkzeug zur Einschätzung der Qualität eines Krankenhauses sehr hilfreich sein.

Umfragen unter Patienten hatten ergeben, dass das Hauptkriterium auf welchem Laien sich eine Meinung zur Qualität eines Krankenhauses gebildet hatten das servierte Essen war.
Dies ist auch völlig legitim - denn ob bei der Azitespunktion die Regeln des aseptischen Arbeitens eingehalten wurden oder ob die Wundbehandlung auf State of the Art-Niveau stattfindet ist für Patienten ohne Vorbildung nicht so einfach einschätzbar wie die Qualität des Essens - diese ist zwar auch subjektiv, aber ob es schmackhaft war oder nicht, reichlich oder zu wenig war kann nahezu jeder beurteilen. Dass sich so jedoch leicht Einschätzungen verbreiten, die der realen medizinischen Qualität nicht entsprechen, ist nachvollziehbar.

Aus diesem Grund muss seit 2005 von jeder Klinik alle 2 Jahre ein Qualitätsbericht vorgelegt werden, hier werden Statistiken zu Fallzahlen und Komplikationen veröffentlicht, Ausstattung, Patienten pro Arzt/Pflegeperson - Verhältnisse und vieles mehr veröffentlicht. Diese Informationen werden von Experten in das Krankenhausregister eingepflegt und können nun vom Patienten in wenigen Klicks abgerufen und verglichen werden.
International ist eine zentrale Erfassung und Aufbereitung solcher Daten kein Novum, in Schweden existiert bereits seit rund 30 Jahren ein Krankenhausregister.

Inwieweit, diese neue Transparenz nun die Krankenhauslandschaft weiter verändern wird, wird sich zeigen. Der Kostendruck hat in den letzten Jahren bereits die Existenz sehr vieler kleiner "heimatnaher" Klinken gekostet. Und, dass kleine Klinken nur die Fallzahlen von großen Häusern erreichen können, wenn sie sich auf Nischen spezialisieren ist bereits jetzt Fakt. Wieviele der kleinen Krankenhäuser aber den Wandel vollziehen können bleibt abzuwarten.
Diese Entwicklung ist für Angehörige, deren Mobilität aus gesundheitlichen oder finanziellen Gründen eingeschränkt ist, problematisch.

Trotzdem würde (und habe) auch ich - als Krankenhausinsider - die Klinik mit der größeren Erfahrung und besseren Ausstattung einer Klinik, welche sich nur durch Nähe zum Wohnort auszeichnet, vorziehen und begrüße die neue Transparenz.

Was meint ihr zum Wandel in der Krankenhauslandschaft? Und was haltet ihr von den Krankenhausregistern?


Quelle: Zeit.de, AOK Gesundheitsnavi
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